Andrea Kleinreesink: Ich bin die 1. Vorsitzende des Betreibervereins des Naturfreundehaus Kalifornien e.V.

"Wir möchten das Naturfreundehaus konzeptionell neu und noch besser aufstellen: mit mehr angestellten Mitarbeiter*innen (inklusiv und integrativ) und ehrenamtlichem Engagement. Wir möchten an diesem Ort Inklusion und Inklusivität ermöglichen und erlebbar machen."

Andrea Kleinreesink, 1. Vorsitzende, vor dem Naturfreundehaus Kalifornien in Schönberg
Das Naturfreundehaus liegt direkt hinter dem Deich.

In unserer Interview-Reihe Freiwillig im Kreis Plön beantworten Menschen aus dem Kreis Plön die Frage, warum sie sich ehrenamtlich engagieren. Diese Beiträge machen das vielfältige Engagement im Kreis sichtbar und ermöglichen Einblicke in verschiedene Ehrenamtsfelder. Unser Ziel ist es, Menschen zu inspirieren, die sich ebenfalls ehrenamtlich engagieren möchten.

Wer sind Sie und wofür engagieren Sie sich ehrenamtlich im Kreis Plön?

Mein Name ist Andrea Kleinreesink. Ich bin die 1. Vorsitzende des Betreibervereins des
Naturfreundehaus Kalifornien e.V. Wir sind Pächter eines recht großen Hauses in unmittelbarer Nähe des Ostseestrandes an einem Abschnitt, der sich noch wohltuend von der standardisierten Gestaltung einiger Ostseebäder abhebt. Unsere Gäste und wir genießen diesen besonderen Ort mit seinem eigenen Charme!

Das Haus hat 96 Betten, Gemeinschafträume, Küche und Garten und ist sowohl für Gruppen, als auch für Familien geeignet. Das Naturfreundehaus Kalifornien e.V. ist anerkannter Träger der Jugendhilfe, seitens anerkannter Familienferienstätten, Mitglied in der BAG Familienerholung, anerkannte Bildungseinrichtung, zertifiziert für seine Nachhaltigkeit, Mitglied im Paritätischen Wohlfahrtsverband und auch Sitz der Landesgeschäftsstelle der NaturFreundeJugend Schleswig-Holstein.

Wir haben in unserem Haus unterschiedliche Gruppen (Schulen, Kirchen, Chöre etc.) und Familien als Gäste begrüßen dürfen. Die Coronapandemie hat uns sehr viele Improvisationen und ehrenamtliches Engagement abverlangt und dazu geführt, dass wir die Bewirtschaftung unseres Naturfreundehauses „auf neue Beine stellen“ möchten. Wir möchten die Bewirtschaftung inklusiver und integrativer ausrichten, da die Naturfreunde für Umwelt und soziales Engagement stehen. Das heißt, wir möchten Menschen mit Behinderung und arbeitslosen Menschen Arbeitsplätze bieten.

Daran liegt mir besonders, da ich selbst bei einem Träger in Hamburg arbeite, der sich für berufliche Inklusion einsetzt. Gerne nehmen wir auch Kolleg*innen in unser Team auf, die nicht täglich zu diesem Arbeitsplatz pendeln können, da wir auch Zimmer zur Verfügung stellen könnten. Für eine inklusivere Ausrichtung möchten wir durch Umbaumaßnahmen Barrieren beseitigen, um auch gehandicapten Gästen einen Aufenthalt zu ermöglichen. Für diese Personen ist das Angebot geeigneter Ferienunterkünfte immer noch sehr beschränkt.

Warum liegt Ihnen dieses Thema besonders am Herzen?

Auch durch meinen täglichen Bezug zu Menschen mit Einschränkungen ist es mir wichtig, dass jeder herausfinden kann, welche Stärken er hat und wie er sie weiterentwickeln kann. Ich denke, dass die Bewirtschaftung des Hauses Möglichkeiten bietet, sehr vielfältige und individuelle Lernfelder zu erschließen und insbesondere auch Teamfähigkeit zu fördern. Diese Zielsetzung passt gut zu unserem Haus und der des Vereins. Natürlich ist unser Anspruch, das Haus wirtschaftlich zu führen – aber über das Engagement, welches andere Vereinsmitglieder und ich einbringen, hinaus, bedarf es noch einer weiteren Sinnstiftung und die sehen wir darin, an diesem Ort Inklusion und Inklusivität zu ermöglichen und erlebbar zu machen.

Wie sehen Ihre typischen ehrenamtlichen Aufgaben aus?

Ich arbeite seit drei Jahren ehrenamtlich im Büro des Naturfreundehauses. Dazu gehören auch die Reservierungsbestätigungen sowie die Rechnungstellung, die Vorbereitung der Unterlagen für den Steuerberater und vieles mehr.

Seit letztem Jahr bin ich dann eigentlich allmählich zur „Hausleiterin“ geworden - im Ehrenamt. Zu den oben genannten Aufgaben kam z.B. hinzu: Bettenpläne zu erstellen, E-Mailverkehr zu bearbeiten, mit den Gästen zu telefonieren, Dienstpläne, Reinigungspläne und Küchenpläne zu erstellen etc.
Dies sind alles Aufgaben, die man durchaus mit Spaß und Interesse an der Sache auch ehrenamtlich machen kann. Aber eben nicht in diesem Umfang (ich bin berufstätig) und nur in Ergänzung zu angestelltem Personal.

Durch finanzielle Engpässe war es uns in den letzten Jahren nicht möglich, offene Arbeitsstellen zu besetzten. Das möchten wir jetzt ändern - aber unser ehrenamtliches Engagement soll erhalten und möglichst auch erweitert werden. Typische „ehrenamtliche Aufgaben“ gibt es dafür eigentlich nicht: nach individuellen Interessen und Fähigkeiten sind hauswirtschaftliche, organisatorische und handwerkliche Talente und Engagements gefragt und herzlich willkommen!

Welche Erfolge konnten Sie in letzter Zeit feiern?

Unser Haus konnte in den letzten Jahren nur weiter bewirtschaftet werden, da wir für Küche, Reinigung und Gartenarbeiten ehrenamtliche Helfer hatten und wir aufgrund der Coronapandemie weniger Gäste aufnehmen durften.

Aber: Krise als Chance! Wir haben für finanzielle Ausfälle nicht nur Unterstützung in Form von Coronaausgleichszahlungen durch den Bund erhalten, sondern die Zeit auch genutzt, um zu planen und vorzubereiten, wie wir das Naturfreundehaus konzeptionell neu und noch besser aufstellen wollen: mit mehr angestellten Mitarbeiter*innen (inklusiv und integrativ) und ehrenamtlichem Engagement.
Ab Mai haben wir bereits einen Hausleiter gefunden, der sich mit unserer Unterstützung um unsere Gäste kümmern wird und wir haben Förderungsmöglichkeiten sondiert, um weiteres Personal einstellen zu können.

Für welches Problem suchen Sie eine Lösung?

Für unsere Vorhaben benötigen wir sowohl Fördermittel als auch personelle Unterstützung.
Die Fördermittel werden allerdings kurzfristig noch nicht zur Verfügung stehen, so dass wir helfende Hände und Köpfe brauchen, die uns sowohl bei der Bewirtschaftung des Hauses in den nächsten Monaten unterstützen, als auch dabei helfen, das Naturfreundehaus nach und nach zu einem Ort zu entwickeln, der sich nicht nur durch seinen hohen Freizeitwert, sondern auch durch Gastfreundschaft, Inklusion und Integration auszeichnet - und auch preislich für unsere Gäste keine zu hohen Barrieren darstellt.

Wer sollte Sie kontaktieren? Welche Art von Unterstützung wäre hilfreich?

Wir würden uns freuen, wenn wir für unser Vorhaben Unterstützer*innen und Interessent*innen aus der Region begeistern können, die sich ehrenamtlich bei uns einbringen möchten. Unsere Angebote für Ehrenamtliche, z.B. als Helfer*in für das Außengelände des Naturfreundehauses oder als Helfer*innen für Küche und Gästeversorgung finden sie auch auf der neuen Freiwilligenbörse im Kreis Plön.

Ansprechen möchten wir jetzt aber auch schon Personen, die nach längerer Arbeitslosigkeit eine neue Perspektive finden möchten: wir bieten ihnen gerne Arbeitsverhältnisse an (ggf. auch Unterkunft). Wir klären hier dann auch eventuelle Fördermöglichkeiten.

Inklusion heißt natürlich auch, das sich Interessent*innen ohne Behinderung oder  Langzeitarbeitslosigkeit gerne bewerben können, da wir auch Unterstützung im Büro (Verwaltung) und in der Küchen (Hauswirtschafter*innen/Köchinnen und Köche) benötigen.

Wir freuen uns darauf, weitere Menschen aus der Region für das Naturfreundehaus und unsere Vorhaben begeistern zu können!

Wir freuen uns auch über Spenden um z.B. einen neuen Spielplatz zu bauen oder auch Sachspenden wie z.B. Spiele oder Tischtennisschläger und vieles mehr für unsere Kindergruppen und Familien.

Wir freuen uns auf Rückmeldungen und Kontaktaufnahme:
Tel.: 04344 1342 oder mobil: 01590 1454120
E-Mail: E-Mail schreiben oder E-Mail schreiben

Wo finden wir Sie im Internet und im Kreis Plön?

Unser Haus ist am Deichweg 1 in Schönberg/Kalifornien zu finden und eigentlich nicht zu verfehlen: nach dem Ortseingangsschild nach ca. 100 Metern auf der rechten Seite.
www.naturfreundehaus-kalifornien.de

 

Vielen Dank für das Interview!

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