Erfolgreiche Pressearbeit: So kommen Vereine in die Zeitung
Die Pressearbeit hat sich in den letzten Jahren stark verändert, insbesondere durch die Präsenz sozialer Medien. Hans-Jürgen Schekahn, Redakteur der Kieler Nachrichten, zeigte bei der Veranstaltung am 9. Oktober 2023 im Freiwilligenzentrum im Kreis Plön neue Möglichkeiten auf, wie Vereine und Ehrenamtliche in den Medien präsent sein können.
"Wenn Sie uns eine gute Geschichte anbieten, dann schreiben wir auch darüber."
Hans-Jürgen Schekahn, Redakteur der Kieler Nachrichten (KN), vermittelte am Montagabend rund 20 Ehrenamtlichen im Haus der Diakonie in Preetz einen spannenden Überblick über die aktuellen Herausforderungen der traditionellen Zeitungsverlage und gab Tipps für eine erfolgreiche Pressearbeit.
Im Jahr 2000 erlebten die Zeitungsverlage ihre beste Zeit, erzählt Schekahn, der seit 24 Jahren für die KN schreibt. Schekahn ist Lokalredakteur in der Redaktion Lütjenburg und außerdem für Gerichte und die Kreispolitik zuständig. Andere Stationen seines Berufslebens waren der Holsteinische Courier, die Schleswig-Holsteinische Landeszeitung, Schleswiger Nachrichten und der Schleibote.
Schmerzhafter Verwandlungsprozess
Damals war die Wochenend-Ausgabe so dick wie das Kieler Telefonbuch. Danach ging es bergab, das Internet wurde immer wichtiger, Leser und Anzeigen immer weniger. In den USA, so berichtet der Redakteur, gäbe es Landstriche, die als "Desert News" bezeichnet werden. Hier gäbe es keine Lokalredaktionen mehr. Das versuchen die Kieler Nachrichten zu verhindern. Doch der Verwandlungsprozess ist schmerzhaft.
Ein Problem der Zeitungen ist, so Schekahn, dass Nachrichten heutzutage nicht mehr exklusiv sind. Als Beispiel nennt er Bilder vom Laternenumzug, die längst in den sozialen Netzwerken und Messengern geteilt werden, bevor sie in der gedruckten Zeitung auftauchen. Auch die Polizei hat mittlerweile einen eigene Facebook-Seite, auf der sie die Polizeimeldungen veröffentlicht.
Die Kieler Nachrichten möchten daher weg vom Papier. Das Druckzentrum der Kieler Nachrichten in Kiel-Moorsee stellt zum Ende des Jahres nach über 20 Jahren seine Produktion ein. Damit verlieren 40 Mitarbeiter ihre Arbeit. Ihre Zukunft sehen die Kieler Nachrichten in der Website www.kn-online.de und richten Ihre Berichterstattung dementsprechend aus.
"Wir müssen gucken, dass wir uns verkaufen."
Bei jedem Artikel müssen wir uns fragen: Würden wir dafür Geld bezahlen, um ihn zu lesen?, erklärt Schekahn. Seit 4-5 Jahren analysieren die Kieler Nachrichten genau, welche Artikel online wie oft geklickt werden. Über 70 Prozent der Leserinnen, die die Zeitung digital lesen, tun dies mit ihrem Smartphone.
Daher ist auch das ePaper nicht das Modell der Zukunft. Das fixe Zeitungsformat wird verschwinden. Trotzdem unterliegen die Presseartikel auch künftig bestimmten Zwängen. Online sind beispielsweise nur querformatige Bilder möglich. Der kürzeste Bericht umfasst 800 Zeichen, sonst kann die Künstliche Intelligenz (KI) ihn nicht verarbeiten.
Gesucht: Geschichten, in denen es menschelt
Was verkauft sich nun? Die Redakteure suchen gute Geschichten, in denen es "menschelt". Ein Renner war beispielsweise die Berichterstattung über die Kieler Familie, die von Bettwanzen geplagt wurde. Die Neuigkeiten sollten außerdem noch nicht auf Facebook oder im Newsletter geteilt worden sein.
Super geklickt werden auch Service-Infos: welche neuen Geschäfte, welche Restaurants werden eröffnet, welche müssen schließen? Welche regionalen Bäcker haben an Feiertagen geöffnet? Da kommen schon 3.000 - 4.000 Klicks zusammen. Veranstaltungsankündigungen landen derzeit nur in der gedruckten Terminübersicht der Kieler Nachrichten, doch noch ist das Platzangebot begrenzt. Doch in Zukunft sollen alle Termine online veröffentlicht werden.
Diese Tipps hat Hans-Jürgen Schekahn für Vereine
Überlegen Sie: welche besonderen Geschichten lassen sich zu Ihrem Verein erzählen lassen? Welche Persönlichkeiten engagieren sich bei Ihnen? Besondere Geschichten werden gern gelesen. Als Beispiel nennt Schekahn das 40. Jubiläum eines Platzwarts, der verrät, wie er erfolgreich gegen Maulwürfe vorgeht.
Wenn Sie eine zündende Idee haben, teilen Sie diese den Lokalredakteuren der Kieler Nachrichten mit. Sie müssen dafür keine Pressemeldung schreiben. Schicken Sie einfach eine E-Mail mit Ihrer Idee an die allgemeine Kontaktadresse E-Mail schreiben. So gehen Sie sicher, dass ihre Nachricht auch gelesen wird, selbst wenn die zuständige Redakteurin im Urlaub ist. Ihre Veranstaltungstermine können Sie ebenfalls an diese Adresse schicken und zusätzlich an termine@kieler-nachrichten.de.
Veranstaltungsreihe „Einfach mehr Sichtbarkeit“
Der Workshop "Erfolgreiche Pressearbeit für Vereine“ bildete den Auftakt der vierteiligen Veranstaltungsreihe „Einfach mehr Sichtbarkeit“. Das Freiwilligenzentrum im Kreis Plön entwickelte sie zusammen mit der Kreisvolkshochschule Plön e.V. und der Volkshochschule Preetz e.V. speziell für Ehrenamtliche. Gefördert wird das Weiterbildungsprogramm im Rahmen der Engagementstrategie des Landes. In weiteren Workshops zeigten wir Ihnen, wie Sie die Veröffentlichung der Neuigkeiten und Veranstaltungen Ihres Vereins selbst in die Hand nehmen können.
Hier finden Sie die Ergebnisse:
Leitfaden "In 7 Schritten zum Vereins-Newsletter"
Tolle Designs! Canva für Vereine und Ehrenamtliche