Sibylle Dulac, Inge Lange: Wir engagieren uns als Sprachpatinnen
Inge Lange und Sibylle Dulac setzen sich leidenschaftlich für die Geflüchtetenhilfe ein. Inge Lange unterstützt bei der AWO in Preetz mit Nachhilfe- und Deutschunterricht. Sibylle Dulac vermittelt nicht nur Neuankömmlingen die Grundlagen der deutschen Sprache, sondern unterstützt als Lesementorin auch ein Preetzer Mädchen beim Lesenlernen.
In unserer Interview-Reihe Freiwillig im Kreis Plön beantworten Menschen aus dem Kreis Plön die Frage, warum sie sich ehrenamtlich engagieren. Diese Beiträge machen das vielfältige Engagement im Kreis sichtbar und ermöglichen Einblicke in verschiedene Ehrenamtsfelder. Unser Ziel ist es, Menschen zu inspirieren, die sich ebenfalls ehrenamtlich engagieren möchten.
Wer sind Sie und wofür engagieren Sie sich ehrenamtlich im Kreis Plön?
Inge Lange: Ich engagiere mich an der ehrenamtlichen Geflüchtetenhilfe der AWO in Preetz. Ich gebe Nachhilfeunterricht und Deutschunterricht für Erwachsene.
Sibylle Dulac: Ich bin aktuell Rentnerin und war seit 2015 als DaZ-Lehrerin bei der VHS und bei der AWO beschäftigt. Parallel dazu lief das ehrenamtliche Engagement in der Geflüchtetenhilfe.
Im Augenblick engagiere ich mich als Sprachpatin. Immer montags von 15:30 bis 17 Uhr treffen sich Neuankömmlinge, die noch keinen Deutschkurs haben in der ehemaligen Wilhelminenschule. Dort werden alle, die einen Sprachpaten gefunden haben sprachlich mit den ersten einfachen Sätzen bekannt gemacht. Es bilden sich feste Partnerschaften zwischen ein oder zwei Geflüchteten und einer Sprachpatin. Es gibt sowohl männliche als auch weibliche Paten. Meist Menschen im Ruhestand.
Warum liegt Ihnen dieses Thema besonders am Herzen?
Sibylle Dulac: Das Thema liegt mir am Herzen, weil Sprachkenntnisse das A und O des Neuanfangs sind. Wer sich nicht ausdrücken kann, ist verloren. Außerdem entstehen sehr schöne und intensive Kontakte zwischen den Neuankömmlingen und den alten Preetzern.
Inge Lange: Ein Schulabschluss ist sehr wichtig für alle Schülerinnen und Schüler, um einen Ausbildungs- oder Studienplatz zu bekommen. Ich möchte ihnen einen verlässlichen Kontakt bieten, sie ermutigen und bestärken, aber auch herausfordern. Auch für die Zukunft dieses Landes ist diese Aufgabe immens wichtig.
Wie sehen ihre typischen ehrenamtlichen Aufgaben aus?
Inge Lange: Nachhilfe in mehreren Fächern, hauptsächlich aber Deutsch, Englisch und Mathe, meist in Einzelunterricht. Unterstützung in der Erzieher- und SPA- Ausbildung und in anderen Berufsausbildungen. Kontakt mit den Eltern und manchmal auch mit der Schule.
Sibylle Dulac: Ich habe zwei Ehrenämter. Das eine ist die Funktion als Sprachpatin, das andere ist eine Mentorentätigkeit als Leselernhelferin in Grundschulen. Wie gesagt, Sprachpaten erfordern nur 1 ½ Stunden wöchentlich an Anwesenheit (zusätzlich eventuelle Materialrecherche). Die Mentorentätigkeit umfasst zur Zeit nur eine Schulstunde. Da wird mit einem Grundschulkind das Lesen geübt und der Umgang mit der Sprache. Das können Kinder aus deutschen Familien sein oder aus migrantischen. Diese Aufgabe ist sehr schön und erfüllend.
Welche Erfolge konnten Sie in letzter Zeit feiern?
Inge Lange: Ausbildungsabschluss, Abschluss der Erzieherausbildung, ESA- und MSA Abschlüsse.
Sybille Dulac: Als Sprachpatin begleite ich einen erwachsenen eritreischen Mann. Er ist seit gut einem Jahr in Deutschland. Wir haben es mit Hilfe der AWO geschafft, dass er eine Arbeitserlaubnis bekommen hat von der Ausländerbehörde und einen Arbeitsplatz. Außerdem kann er ab Februar in einen Integrationskurs einsteigen. Ich hoffe sehr, dass alles gut geht. Mit meinem Lesekind bin ich zufrieden, weil sie Fortschritte macht und sehr interessiert ist. Alle neuen Angebote von mir nimmt sie auf.
Für welches Problem suchen Sie eine Lösung?
Inge Lange: Der Nachteilsausgleich ist ein großes Problem. Es wird sehr unterschiedlich gewährt und manchmal eben auch gar nicht.
Sybille Dulac: Wir beschäftigen uns im Kreise der ehrenamtlichen Geflüchtetenhilfe viel mit der Situation der Neuankömmlinge in Preetz. Hier gibt es viele Probleme. Nicht genug Sprachkursmöglichkeiten, zu wenig Miteinander mit den Einheimischen, zu wenig Kulturaustausch, zu wenig Wissen über die Herkunftsländer usw.. Wir brauchen mehr ehrenamtliches Engagement, um Veranstaltungen, Initiativen etc. auf die Beine zu stellen. Es wird sonst zu viel Belastung für die Einzelnen. Nach etwa 8 Jahren Geflüchtetenhilfe ist auch eine gewisse Müdigkeit eingetreten.
Wer sollte Sie kontaktieren? Welche Art von Unterstützung wäre hilfreich?
Sybille Dulac: Unterstützen können uns alle Menschen, die ein bisschen Zeit und Kraft spenden wollen. Menschen, die interessiert sind an Menschen aus anderen Ländern, mit anderen Geschichten und anderen Sorgen. Vorurteilsfrei und offen gehen wir miteinander um.
Wo finden wir Sie im Internet und im Kreis Plön?
Wenn Sie sich als Sprachpate oder Sprachpatin engagieren möchten, wenden Sie sich an Elena Streck, Koordinatorin der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe bei der AWO Interkulturell (Gasstraße 25, 24211 Preetz), Telefon: 0174/1903526 (Mo - Mi: 09:00 - 16:00 Uhr) oder per E-Mail: E-Mail schreiben Aktuelle Infos gibt es hier auf dem Instagram-Kanal.
Wenn Sie Interesse an einer Tätigkeit als Lesementorin oder Lesementor haben, wenden Sie sich an die Mentor - Leselernhelfer*innen im Kreis Plön. Ansprechpartnerinnen gibt es in Preetz, Plön und Probsteierhagen. Lesementor*innen gibt es auch in Ascheberg und Selent. Infos und Kontaktdaten finden Sie hier auf der Website des Kreisjugendrings Plön e.V.
Vielen Dank für das Interview!
>> Zu den anderen Interviews der Reihe "Freiwillig im Kreis Plön"