Strategien zum Umgang mit Hass, Hetze und gezielter Desinformation im Ehrenamt
Wie erkennt man Falschinformationen? Wie reagiert man souverän auf Hassrede? Und welche Strategien helfen, sich vor digitalen Anfeindungen zu schützen? Handlungsempfehlungen für ehrenamtlich Engagierte mit Tipps zum Weiterlesen.
27.02.25
Ein wachsendes Problem in der digitalen Welt
Ehrenamtlich Engagierte sehen sich zunehmend mit Hasskommentaren, Fake News und gezielter Desinformation konfrontiert. Die Verbreitung solcher Inhalte geschieht schnell – über Social Media und Messenger-Gruppen auch in lokalen Vereinen. Doch wie kann man sich effektiv davor schützen und angemessen reagieren?
Am 20. Februar 2025 fand hierzu in Kooperation mit dem Freiwilligenzentrum im Kreis Plön, der Volkshochschule Preetz und der Kreisvolkshochschule Plön eine Online-Veranstaltung mit Gernot Wolfram, Professor für Medien- und Kulturmanagement und freier Referent der Bundeszentrale für Politische Bildung, statt. Er vermittelte hilfreiche Ansätze für den Umgang mit digitalen Anfeindungen. Hier sind einige der wichtigsten Learnings:
Wie erkennt man gezielte Desinformation?
Desinformation ist kein Zufall, sondern oft strategisch geplant. Fake News nutzen gezielt Emotionen, um Aufmerksamkeit zu erzeugen und Meinungen zu beeinflussen. Typische Merkmale sind:
- Verkürzung und Umdeutung: Neutrale Informationen werden aus dem Kontext gerissen oder bewusst missverständlich dargestellt.
- Spekulation und Andeutungen: Aussagen ohne Quellenangaben oder Belege werden als Tatsachen verkauft.
- Falsche Kausalitäten: Zwei zufällig zusammenhängende Ereignisse werden kausal verknüpft (z. B. „Eiskonsum verursacht Sonnenbrand“).
- Übermäßige Emotionalisierung: Die Inhalte schüren Wut, Angst oder Empörung, um möglichst viele Reaktionen hervorzurufen.
Tipp: Wer sich unsicher ist, kann Faktenchecks nutzen (z. B. correctiv.org oder mimikama.at) und die Quellen einer Nachricht (vor dem Teilen) genau prüfen.
Warum gibt es Fake News?
Oft steckt hinter der Verbreitung von Fake News das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und Einfluss. Das Sammeln von Klicks, Likes und Kommentaren kann dazu führen, dass Inhalte immer extremer werden, um möglichst viele Reaktionen zu erzeugen. Besonders emotional aufgeladene Beiträge, die Wut und Empörung hervorrufen, verbreiten sich am schnellsten und erhalten große Sichtbarkeit. Dies kann eine regelrechte Spirale der Empörung auslösen, bei der sich die Dynamik zunehmend verschärft.
Souverän auf Hasskommentare reagieren
Wut, Provokation und verbale Angriffe gehören zum Standardrepertoire von Hatern. Doch wie begegnet man dem, ohne sich auf destruktive Diskussionen einzulassen?
- Distanz bewahren: Nicht emotional reagieren, sondern zunächst sachlich hinterfragen. Einfache Gegenkommentare wie „Was genau meinst du damit?“ oder "Was ist dein Thema?" schaffen Distanz.
- Aikido-Technik nutzen: Ähnlich wie in der Kampfkunst wird die Energie des Gegenübers umgeleitet. Auf Aussagen wie „Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!?“ kann man erwidern: „Ja, natürlich. Aber es ist weder höflich noch anständig.“
- Rollenklarheit schaffen: "Wen sprichst du genau an?" und das eigentliche Thema stärken: „Wie hilft diese Diskussion uns in unserer ehrenamtlichen Arbeit weiter?“
Tipp: Nicht auf jede Provokation eingehen. Hasskommentare, die gegen Plattformrichtlinien verstoßen, sollten gemeldet und gelöscht werden.
Strategien zum Schutz vor digitalen Anfeindungen
Langfristig ist es wichtig, Mechanismen zu etablieren, die helfen, sich nicht von Anfeindungen zermürben zu lassen. Hier einige Maßnahmen:
- Neue Narrative entwickeln: Statt sich nur gegen Fake News zu verteidigen, eigene positive Erzählungen schaffen und aktiv verbreiten.
- Gemeinschaft stärken: Sich mit Gleichgesinnten vernetzen und sich gegenseitig unterstützen
- Digitale Räume sicher gestalten: Kommentarspalten moderieren und klare Kommunikationsregeln setzen
Ein inspirierendes Beispiel: In Berlin haben sich Sonntagsöffnungen von Bibliotheken als Orte des positiven Austauschs bewährt. Solche physischen Treffpunkte können helfen, polarisierende Online-Diskussionen durch reale Begegnungen zu entschärfen.
Der Umgang mit Hassrede und Fake News erfordert Gelassenheit, Wissen und gute Strategien. Wer versteht, wie gezielte Desinformation funktioniert, kann souverän darauf reagieren und sich gleichzeitig aktiv für eine bessere digitale Diskussionskultur einsetzen.
Möchtest du mehr erfahren und dich mit anderen Ehrenamtlichen austauschen? Besuche eine der nächsten Veranstaltungen des Freiwilligenzentrums - wir freuen uns auf dich!
Weiterführende Literatur:
Die beiden äußerst lesenswerten Aufsätze "Angriff der AfD auf die Kulturszenen" und "Die Kunst, für sich selbst zu sprechen" von Prof. Dr. Gernot Wolfram sind weiter unter auf dieser Seite zum Download verfügbar.
- #StopFakeNews - Fake News erkennen | Themen | bpb.de
- Fake News, Misinformation, Desinformation | Medienkompetenz in einer digitalen Welt | bpb.de
- Wikforss, Asa (2021): Hörensagen. Wahrheitsfindung in einer faktenfeindlichen Welt. HarperCollins.
- Aro, Jessica (2022): Putins Armee der Trolle. Der Informationskrieg des Kreml gegen die demokratische Welt. Goldmann.
- Lamberty, Pia & Nocun, Katharina (2021): Fake Facts. Wie Verschwörungstheorien unser Denken bestimmen. Quadriga.
- Kumkar, Nils (2022): Alternative Fakten. Suhrkamp.
-
Download